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Der Übergang zu Headless - Ein Leitfaden für die erfolgreiche Umstellung

Der Wechsel zu einer Headless-Architektur mag auf den ersten Blick herausfordernd wirken, doch mit gründlicher Vorbereitung und sorgfältiger Planung wird der Prozess überraschend einfach. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Migration liegt in einem klar strukturierten Plan, der alle Aspekte des Übergangs abdeckt. Indem Sie den Prozess in überschaubare Schritte unterteilen und eine solide Vorbereitung sicherstellen, können Sie den Wechsel reibungslos und effizient gestalten. Denken Sie daran: Es ist keine Raketenwissenschaft – nur sorgfältige Planung und präzise Umsetzung!

Übergang zu Headless

Dieser Leitfaden bietet Ihnen eine fundierte Übersicht und unterstützt Sie bei der Planung Ihres individuellen Projekts zur Einführung einer Headless-Architektur. Beachten Sie dabei stets die Besonderheiten Ihrer technischen Umgebung und stimmen Sie sich eng mit technischen und geschäftlichen Stakeholdern ab. Unterschiedliche Perspektiven können wertvolle Einsichten liefern.

1. Bewertung und Planung

- Strategische Bewertung: Der Übergang zu einer Headless-Architektur ist eine strategische Entscheidung, die den geschäftlichen Mehrwert in den Fokus rücken sollte. Oft geht es nicht nur darum, eine “Headful” zu “Headless”-Umstellung technisch umzusetzen. Nutzen Sie die Gelegenheit, veraltete Komponenten zu bereinigen oder das Design anzupassen, um direkt einen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen.

- Ziele definieren: Klare, messbare Ziele (z. B. S.M.A.R.T.) wie gesteigerte Flexibilität und Performance sind entscheidend. Das hilft nicht nur bei der Projektsteuerung, sondern auch bei der Kommunikation mit Stakeholdern und der Erfolgskontrolle. Planen Sie, falls Performanceoptimierung ein Ziel ist, die notwendigen Vergleichsmessungen zwischen dem alten und neuen Setup ein.

- Bestandsaufnahme der Architektur: Analysieren Sie Ihr bestehendes System, um Schwachstellen, Einschränkungen und Bereiche mit mangelnder Flexibilität zu identifizieren. Besonders die Front-End-Schicht und die Integration von Drittanbieterdiensten sind oft weniger flexibel und bremsen die Entwicklung – was häufig zu später problematischen „Workarounds“ führt. Der Wechsel zu einer Headless-Architektur ist eine hervorragende Gelegenheit, Architekturentscheidungen zu überdenken und gewachsene Strukturen zu bereinigen. Dokumentieren Sie Ihre Systemlandschaft und alle Drittanbieter-Integrationen sowie deren Nutzungs- und Kommunikationsmuster. Ein Headless-Ansatz kann auch aus anderen Gründen sinnvoll sein, etwa um intern vorhandene Fähigkeiten besser zu nutzen oder um mit Micro-Experience-Mustern zu arbeiten. Die Analyse Ihrer aktuellen und der angestrebten Architektur ist entscheidend für einen erfolgreichen Übergang.

- Stakeholder-Ausrichtung: Stellen Sie sicher, dass alle Stakeholder die Vorteile und Auswirkungen des Wechsels zu einer Headless-Architektur verstehen. Es sollte auch frühzeitig in die Diskussionen einbezogen werden, um verborgene Ziele zu identifizieren. Zum Beispiel möchten die Business-Teams möglicherweise auch die Gelegenheit nutzen, um einige Aspekte neu zu gestalten.

2. Auswahl der optimalen Front-End-Architektur für Ihre Bedürfnisse

- Front-End Frameworks: Wählen Sie Technologien (z.B. React, Vue.js), die zu den Kompetenzen Ihres Teams passen und zukunftssicher sind. Ziel ist eine Balance zwischen einfacher Implementierung, Flexibilität und langfristiger Unterstützung.

- API-Entwicklung: Planen Sie die Entwicklung von APIs, die das Frontend nahtlos mit dem Backend verbinden. Eine „Backend-for-Frontend“ (BFF)-Schicht bietet in einer gut durchdachten Headless-Architektur eine optimale Middleware-Lösung. Diese Schicht entkoppelt das Frontend vollständig vom Backend und ermöglicht damit eine einfache Austauschbarkeit von Komponenten. Gleichzeitig ist sie ein exzellenter Integrationspunkt für Drittanbieter-Dienste – etwa Ihr E-Commerce-System.

Die Integration in dieser Middleware-Schicht kann sich vom klassischen Ansatz für Drittanbieter-Anbindungen unterscheiden. Daher ist es ratsam, die jeweiligen Möglichkeiten der Systeme in diesem Kontext zu analysieren. Diese BFF-Schicht kann als einfache „Stitching“-Service starten und sukzessive um echte Business-Logik erweitert werden. Sie kann bei Bedarf zudem zusätzliche Sicherheits- und Caching-Funktionen übernehmen. Um das API-Layer bestmöglich zu gestalten, sollten Sie Ihre Gesamtarchitektur und den Technologie-Stack berücksichtigen: Wie interagieren die verschiedenen Komponenten? Wie skalieren und cachen sie, und wo sind sie jeweils angesiedelt? Auf Basis dieser Überlegungen können Sie entscheiden, ob Sie diese Middleware/API-Schicht selbst entwickeln oder auf ein bestehendes Produkt setzen möchten. Auch die Kompetenzen Ihres Teams können diese Entscheidung beeinflussen.

3. Untersuchung des Vereinfachungs- und Bereinigungspotenzials

Der Wechsel von einem traditionellen zu einem Headless-Frontend bietet eine hervorragende Gelegenheit, für Bereinigung und Konsolidierung.

- Frontend/ Kundenerlebnis: Identifizieren Sie CX-Komponenten und Layouts, die nicht mehr verwendet werden, kombiniert oder vereinfacht werden können. Falls ein Update des Look & Feel angestrebt wird, ist dies möglicherweise ein idealer Zeitpunkt für Änderungen – wie zum Beispiel neue Schriftarten, Farbpaletten oder Anordnungen. Wenn Sie ein komplett neues Layout planen, könnte es sinnvoll sein, das Projekt als einen vollständigen Website-Relaunch zu betrachten. Statt jedes Template einzeln zu migrieren, könnte der „neue Design“-Ansatz als eine Art Design-Refresh dienen, wobei vorhandene Inhalte aus dem „alten“ Setup übernommen und als Beschleuniger genutzt werden.

- Back-End/APIs: Die Reduktion oder Neuanordnung von Frontend-Modulen bietet auch Potenzial, Backend-Komponenten zu vereinfachen. Falls eine bestimmte Business-Logik nicht mehr erforderlich ist, können entsprechende Klassen und Services abgeschaltet werden. Die Integration mit Drittsystemen könnte zudem besser in einer mittleren Schicht (BFF) verortet werden, anstatt tief im Backend integriert zu sein. Mit einer modernen Headless-Architektur könnten einige Backend-Funktionen in die mittlere Schicht oder sogar ins Frontend verschoben werden. So sollte beispielsweise die Business-Logik, die Transaktionsdaten und kreative Inhalte harmonisiert, in eine BFF-Schicht wandern, da die E-Commerce-Engine nun in die mittlere Schicht integriert ist.

- Content: Die Einführung eines neuen Frontends bietet auch die Chance, den Content zu überdenken. Nutzen Sie Ihre Analysedaten, um Seiten ohne Besucher:innen aufzuspüren. Stellen Sie sich die Frage, warum diese Seiten keinen Traffic generieren – vielleicht müssen sie aktualisiert werden, oder es gibt keinen logischen Zugang, der Nutzer:innen zu diesen Seiten führt. Was auch immer der Grund sein mag, hier kann Potenzial zur Vereinfachung liegen. Jede Reduktion aus Content-Sicht führt in der Regel zu einem geringeren Aufwand bei der Programmierung und spart somit Ressourcen.

4. Projekt-Ansätze zur Einführung einer Headless-Architektur

Der Wechsel von einer traditionellen zu einer Headless-Frontend-Architektur ist ein umfassendes Projekt. Wie bereits in den vorbereitenden Schritten oben beschrieben, gibt es zahlreiche Aspekte, die dabei bedacht werden müssen. Wie bei jedem IT-Projekt sollten Sie unterschiedliche Ansätze und deren Vor- und Nachteile in Ihrem speziellen Anwendungsfall abwägen. Je nach Fachwissen und Erfahrung Ihres Teams könnte ein bestimmter Ansatz sinnvoll sein, wobei aber auch andere Lösungen für Ihre Anforderungen geeignet sein könnten:

- Proof-Of-Concept (PoC): Machbarkeitstests vor einer umfassenden Einführung

Ein Proof-of-Concept (PoC) bietet den Vorteil, potenzielle technische Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und die Machbarkeit des Projekts zu bestätigen, bevor in eine umfassende Entwicklung investiert wird. Dies reduziert Risiken und kann durch die Vermeidung nicht tragfähiger Projekte Kosten sparen. Ein PoC zielt auf die technische Machbarkeitsprüfung ab, was oft bedeutet, dass es noch keine direkte Rückmeldung von Nutzer:innen einbezieht. Zudem kann ein PoC ressourcenintensiv sein und erfordert sowohl Zeit als auch personellen Einsatz. Wesentlich ist die Entscheidung, welche Elemente des Projekts oder der Architekturveränderungen geprüft werden sollen. Die Fokussierung auf die Kernfragen des Projekts ist bei einem PoC entscheidender als eine vollständige End-to-End-Funktionalität.

- Stufenweiser Übergang: Schritt-für-Schritt-Ansatz

Eine schrittweise Umstellung von einem klassischen zu einem headless Front-End kann sich als vorteilhaft erweisen. Dabei könnte man beginnen, nur spezifische Seiten, einzelne Komponenten oder bestimmte Bereiche der Website von der klassischen Template-Architektur zu einem modernen Headless-Setup zu migrieren. Diese Methode erlaubt ein kontinuierliches Lernen, wobei neue Komponenten und Architekturmuster schrittweise verbessert und das frühzeitige Nutzerfeedback integriert werden können. Der Nachteil: Man muss eine Übergangsphase mit einem gemischten Front-End-Setup verwalten, was nicht nur die Implementierung, sondern auch Hosting, Caching, Tests, Fehleranalysen und ähnliche Bereiche komplexer macht.

Eine schrittweise Umstellung kann auch bedeuten, die technischen Komponenten nacheinander zu wechseln, beispielsweise Integrationen im Backend sukzessive in die mittlere Schicht zu verschieben. Dieser Ansatz dauert zwar insgesamt etwas länger, bietet aber mehr Sicherheit, da sich das Projekt kontinuierlich steuern und anpassen lässt.

- Big-Bang: Die All-in-One-Umstellung

Eine „Big-Bang“-Umstellung, bei der das gesamte System auf einmal von einem headful zu einem headless Front-End gewechselt wird, ist ein häufiger Ansatz für diese Art der Transition. Ein wesentlicher Vorteil eines Big-Bang-Softwareprojekts ist der kürzere Zeitrahmen für die Implementierung im Vergleich zu schrittweisen Ansätzen. Wenn alles wie geplant verläuft, kann das Projekt schneller abgeschlossen werden. Der kritische Punkt dabei ist jedoch, dass die Planung und Koordination sorgfältig durchgeführt werden müssen. Zudem können durch den gleichzeitigen Wechsel von alten und neuen Systemen Kosten eingespart werden. Diese Methode ermöglicht auch einen fokussierteren Ansatz, da alle Ressourcen gleichzeitig auf die Veränderung ausgerichtet sind, was zu einer kohärenteren Umsetzung führt.

Allerdings gibt es auch erhebliche Nachteile. Der „Rip-and-Replace“-Ansatz birgt hohe Risiken, da etwaige Probleme oder Fehler sofort für alle Nutzer:innen und Stakeholder sichtbar werden – insbesondere wenn die Tests des neuen Setups nicht ausreichend durchgeführt wurden. Häufig gibt es auch Koordinationsprobleme beim Übergang und der Migration vom alten zum neuen System. Dies kann ein Problem darstellen, insbesondere bei einer Headful-to-Headless-Transition, da hierbei nicht nur die Lieferung, sondern auch andere, bereits erwähnte Aspekte wie die Kundenkommunikation und potenzielle Inhalts-Sperren berücksichtigt werden müssen. Diese müssen in Einklang mit den Zielen des Unternehmens und der geschäftlichen Ausrichtung gebracht werden. Darüber hinaus kann der Return on Investment erst realisiert werden, wenn das gesamte Projekt abgeschlossen ist.

Dies sind die typischen Ansätze, die in der Praxis häufig anzutreffen sind. Natürlich können auch andere Methoden oder eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen erfolgreich sein. Das Wichtigste ist, dass man sich der Vor- und Nachteile bewusst ist und sicherstellt, dass sie zur Expertise des Teams und dem Kontext des Unternehmens passen. Wie bei jedem Projekt gilt: Eine gründliche Planung und Vorbereitung verschaffen einem das beste Fundament für den Erfolg – auch in agilen Szenarien.

5. Durchführung

- Front-End-Frameworks einrichten: Implementieren Sie die ausgewählten Front-End-Frameworks und stellen Sie sicher, dass diese effektiv mit den Back-End-Diensten kommunizieren. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist auch die redaktionelle Seite! Dies bedeutet, dass nicht nur die Endnutzer:in durch die aktuelle Website navigiert, sondern auch die Redakteur:in. Funktionen wie Deep Links oder „Time Travel“ müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Zudem spielt die Integration des Front-Ends in den Vorschau-Bereich des Redaktionswerkzeugs eine entscheidende Rolle als Effizienztreiber und sollte nicht übersehen werden.

Vorgefertigte Front-Ends sind oft hart codiert und nicht dynamisch erweiterbar. Sie verfügen häufig nicht über die nötigen Metadaten, die die Fähigkeiten des Redaktionsteams erweitern könnten. Daher sollten Sie die Anforderung berücksichtigen, Landing Pages über die redaktionelle Oberfläche hinzuzufügen – und nicht über die Entwickler:in. Dies ist in einer Headless-Architektur häufig ein Missverständnis! Verhindern Sie, dass die Kreativität Ihres Redaktionsteams durch hartcodierte Seitenstrukturen oder Navigationen im Front-End eingeschränkt wird. Investieren Sie die Zeit, die Struktur dynamisch basierend auf den vom Back-End gelieferten Metadaten zu rendern.

- Entwicklung und Anpassung von APIs: Erstellen Sie robuste APIs, um den Datenaustausch zwischen dem Front-End und dem Back-End zu ermöglichen. Mit der Änderung des Front-Ends können auch Anpassungen im Back-End-Service erforderlich sein. Ein typisches traditionelles Front-End liefert oft Inhalte, die seitenbasiert sind. Das bedeutet, dass das vollständige HTML auf eine HTTP-Anfrage hin geliefert wird. In einer Headless-Architektur ist ein häufiger Ansatz, die „Time to First Byte“ zu beschleunigen, indem der Seitenrahmen vom Seiteninhalt getrennt wird. In diesem Fall muss der Service, der den Header, Footer und die Navigationsinhalte liefert, separat von den eigentlichen Inhalten zwischen Header und Footer bereitgestellt werden. CoreMedia deckt diesen Fall bereits ab, da ein gutes headless CMS dies unterstützen sollte.

Es kann jedoch auch spezielle Fälle geben, in denen einzelne Elemente jetzt „lazily“ geladen werden können. In solchen Fällen muss die Geschäftslogik in einer dedizierten Anfrage-Antwort-Struktur bereitgestellt werden.

- Aufwand: Die Entwicklung des Front-Ends ist nicht in wenigen Tagen erledigt. Wir haben bereits festgestellt, dass mehr Aufgaben erforderlich sind, um den Übergang erfolgreich zu gestalten, als nur das Schreiben von REACT-Templates mit etwas CSS und JavaScript. Lassen Sie uns ein hypothetisches Beispiel durchgehen:

  • Projektaufsetzung mit ordnungsgemäßer Planung und Ressourcenmanagement – 3 Tage
  • Einrichtung der Entwicklerinfrastruktur (IDE, CI/CD, Definition of Done, Coding-Richtlinien) – 5 Tage
  • Implementierung des Basisrahmens für den Headless-Arbeitsbereich (z.B. initiale Arbeitsbereichstruktur, dynamisches Routing, Setup für mehrere Umgebungen) – 5 Tage
  • Migration einzelner Komponenten mit unterschiedlichem Komplexitätsgrad + Erstellung von Testfällen – 2 Tage pro Komponente im Durchschnitt – 20 Tage für 10 Komponenten
  • Management- und Kommunikationsaufwand – 30 %
  • Fehlerbehebung – 20 %

~ 51 Tage → 10+ Arbeitswochen

Zugegebenermaßen ist dieses Beispiel schon recht optimistisch, und zusätzliche Aufgaben müssen möglicherweise berücksichtigt werden, um die Back-End-Funktionalität anzupassen. Dies könnte sogar nur der grobe Umriss für den PoC-Ansatz sein. Es verdeutlicht jedoch schnell, wie leicht die Aufwände unterschätzt werden können, wenn der Übergang nicht richtig geplant wird.

- Content: Nutzen Sie die Gelegenheit, um Content-Exemplare zu identifizieren. Alles muss im Anschluss getestet werden, und ein guter Ansatz könnte die Implementierung einer „lebenden Dokumentation“ sein. Dabei handelt es sich um eine dedizierte Webseite, auf der jedes Front-End-Modul dokumentiert wird. Anstatt Inhalte für Ihre Endnutzer:innen bereitzustellen, dokumentiert jedes Modul seine eigene Verwendung. Zum Beispiel könnte eine kurze Beschreibung darüber, wann ein bestimmter Teaser verwendet werden sollte, als Teaser-Text dokumentiert werden. Oder das Bild könnte die Drahtgitter-Umrisse des Moduls zeigen, um das visuelle Verständnis zu fördern.

Dieser Ansatz hat zwei wesentliche Vorteile:

  1. Er hilft Ihrem Redaktionsteam, zu verstehen, wie und wann das Modul verwendet werden sollte.
  2. Er ermöglicht Ihrem Entwicklerteam, wiederholbare, automatisierte Front-End-Tests zu erstellen, die regelmäßig ausgeführt werden können, aber nicht an spezifische Inhalte gebunden sind.

Wenn Sie ein neues Front-End entwickeln, müssen Sie die neue Benutzererfahrung ohnehin testen. Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – sowohl durch Dokumentation als auch durch die Möglichkeit, automatisierte Tests einzurichten – ist ein erheblicher Effizienztreiber auf lange Sicht!

6. Betriebliche Überlegungen

- Infrastruktur-Einrichtung: Stellen Sie sicher, dass Ihre Infrastruktur die neue Architektur unterstützen kann. Dies kann die Einrichtung von Cloud-Diensten, Load Balancern und anderen notwendigen Komponenten beinhalten. Es wird auch empfohlen, eine parallele Infrastruktur aufzubauen. Während dieser Zeit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Front-End-Entwicklungsteam auch Wartungsarbeiten an der aktuellen Software durchführen muss. Zudem haben wir die Arbeit am Backend-for-Frontend (BFF) oder APIs, die angepasst werden müssen, SEO-Optimierungen oder sicherheitsrelevante Überlegungen noch nicht berücksichtigt.

Während der Entwicklungsphase wird es auch häufiger zu Deployments kommen als üblich, was Auswirkungen auf die Wartung des aktuellen Setups haben sollte. Daher macht es Ihre Operationen handhabbarer, wenn Sie das Arbeiten in einem dedizierten Tech-Stack trennen.

- Sicherheit: Implementieren Sie Sicherheitsmaßnahmen, um Daten zu schützen und eine sichere Kommunikation zwischen Front-End und Back-End zu gewährleisten. Berücksichtigen Sie dabei Authentifizierungs- und Autorisierungsmuster. Diese können oft auch durch bewährte BFF-Techniken (Backend-for-Frontend) abgedeckt werden, die eine zusätzliche Sicherheitsschicht bieten und die Kommunikation zwischen Front-End und Back-End absichern.

- Testing: Wenn noch nicht geschehen, richten Sie automatisierte Front-End-Tests ein. Das Konzept der „Living Documentation“ ist eine hervorragende Möglichkeit, Konsistenz in den Prozess zu bringen, ohne dass Inhaltsänderungen fälschlicherweise Fehler auslösen. Berücksichtigen Sie auch das Testen des BFFs. Auf diese Weise können Probleme schnell identifiziert werden. Wenn die API denselben Inhalt wie zuvor liefert, aber der Front-End-Test fehlschlägt (oder umgekehrt), können Sie das Problem sofort eingrenzen.

- Überwachung und Protokollierung: Richten Sie Monitoring und Logging ein, um die Leistung und den Zustand des Systems zu überwachen. Dies schließt auch Tests direkt am BFF ein. So können Sie APIs identifizieren, die zu langsam reagieren und damit die SEO-Wertung der gesamten Customer Experience beeinträchtigen. End-to-End-Tests sind nach wie vor empfehlenswert, aber Tests entlang des gesamten Pfades helfen, die Problemursachen viel leichter zu finden.

- API/Code Versionierung: Obwohl dies nicht spezifisch für den Übergang von einem klassischen zu einem headless Front-End ist, ist die Versionierung von APIs und Code-Komponenten von grundlegender Bedeutung. Die Aufrechterhaltung von Konsistenz und Klarheit ist entscheidend, wenn es um das Management von Versionen von Code und Software-Frameworks geht. Verwenden Sie immer ein präzises und vorhersehbares Versionierungsschema, wie z. B. Semantic Versioning (Semantische Versionierung), um Änderungen und Updates nachverfolgen zu können. Dokumentieren Sie jede Version gründlich, indem Sie wichtige Änderungen, Fehlerbehebungen oder neue Funktionen vermerken. Diese Transparenz hilft bei der Fehlersuche und stellt sicher, dass alle Teammitglieder auf dem gleichen Stand sind.

Berücksichtigen Sie außerdem die Abhängigkeiten und die Kompatibilität zwischen verschiedenen Versionen, um Konflikte zu vermeiden. Überprüfen und aktualisieren Sie regelmäßig Ihre Versionierungspraktiken, um sich an die sich entwickelnden Projektanforderungen und Branchenstandards anzupassen. Dies gilt für jede Architekturkomponente. Die Dokumentation nicht nur der einzelnen Version des Front-Ends oder Back-Ends, sondern auch, wie diese Versionen miteinander interagieren, die Rückwärtskompatibilität und die gesamte Dokumentation wird in einem lose gekoppelten Architekturkonzept wie einem headless Front-End noch wichtiger.

7. Entwicklung

- Continuous Integration/Continuous Deployment (CI/CD): Planen und implementieren Sie CI/CD-Pipelines, um den Bereitstellungsprozess zu automatisieren und reibungslose Updates zu gewährleisten. Diese können entweder separate Pipelines für Front-End und Back-End oder kombinierte Pipelines sein.

- Umgebungsmanagement: Verwenden Sie ein effektives Umgebungsmanagement für verschiedene Umgebungen (Entwicklung, Staging, Produktion), um konsistente Bereitstellungspraktiken sicherzustellen.

- Versionen- und Release-Management: Definieren Sie ein Konzept für die Versionierung von Artefakten. Dies betrifft auch die detaillierte Dokumentation. Das Trennen von Front-End und Back-End bedeutet häufig unterschiedliche Versionen und Release-Zyklen. Achten Sie darauf, welche Version des Front-Ends mit welchen Versionen des Back-Ends und des BFF kompatibel ist! Dies ist für die Bereitstellung in den verschiedenen Umgebungen notwendig und äußerst hilfreich bei Rollbacks. Aufgrund der unterschiedlichen Technologien für die einzelnen Komponenten ist es nicht ungewöhnlich, dass unterschiedliche Versionierungsmuster verwendet werden. Versionen des Front-Ends können mehrere Versionen des Back-Ends unterstützen oder umgekehrt. Regelmäßige Release-Zyklen sollten ebenfalls berücksichtigt und klar dokumentiert werden.

- Rollback-Pläne: Stellen Sie sicher, dass Rollback-Pläne vorhanden sind, falls es zu Bereitstellungsfehlern kommt. Dies ist nicht spezifisch für Headless-Architekturen, jedoch wird aufgrund der losen Kopplung zwischen den verschiedenen Komponenten empfohlen, die Pläne zu überprüfen und an die Flexibilität dieses Architekturkonzepts anzupassen.

8. Implementierung umfassender Tests

- Unit Testing: Testen Sie einzelne Komponenten, um sicherzustellen, dass sie korrekt funktionieren. Nutzen Sie das bereits erwähnte Konzept der „lebenden Dokumentation“, um eine stabile Sammlung testbarer Inhaltsfragmente bereitzustellen. Dies ermöglicht einen wiederholbaren, automatisierbaren Regressionstestprozess, der Ihrem Team zugutekommt.

- Integration Testing: Testen Sie die Interaktion zwischen Front-End und Back-End, um einen nahtlosen Datenaustausch sicherzustellen. Besonders wenn Sie das BFF-Konzept verfolgen, ermöglicht das Testen der Integration auf dem BFF in Bezug auf Funktion und Leistung, Probleme frühzeitig zu erkennen und „Wo liegt das Problem?“ -Diskussionen zu vermeiden.

- Leistungstests: Bewerten Sie die Leistung des Systems unter verschiedenen Lasten, um sicherzustellen, dass es die erforderlichen Standards erfüllt. Dies gilt sowohl für End-to-End-Tests als auch für einzelne Teile entlang des architektonischen Pfads.

- User Acceptance Testing (UAT): Führen Sie UAT durch, um sicherzustellen, dass das System die Bedürfnisse und Erwartungen der Endbenutzer:innen erfüllt. Wie bereits erwähnt, ist die „Living Documentation“ eine Abkürzung, da das Redaktionsteam nicht jede Kombination von Front-End-Modulen testen muss. Automatisierte Front-End- und BFF/API-Tests unterstützen ebenfalls diesen Aufwand und minimieren den mühsamen manuellen Testansatz.

9. Optimierung von Leistung und Wartung nach der Umstellung

- Leistungsoptimierung: Überwachen und optimieren Sie kontinuierlich die Leistung des Systems. Automatisierte Regressionstests und Reporting werden diese Bemühungen erheblich unterstützen.

- Regelmäßige Updates: Halten Sie das System mit den neuesten Sicherheits-Patches und Funktionsverbesserungen auf dem neuesten Stand. Auch wenn dies nicht spezifisch für ein Headless-Setup ist, sind aufgrund der Natur der Front-End-Frameworks und ihrer intensiven Nutzung von Browserfunktionen agilere und schnellere Anpassungen erforderlich.

- Feedback-Loop: Etablieren Sie eine Feedback-Schleife mit den Nutzer:innen, um Erkenntnisse zu sammeln und notwendige Verbesserungen vorzunehmen. Dies umfasst sowohl Funktionen und Features, die Leistung und selbstverständlich auch ADA-bezogene Themen. Auch hier gibt es nichts Spezifisches für ein Headless-Szenario, aber mit dem unabhängigen Front-End-Ansatz lassen sich Anpassungen schnell vornehmen.

Zusammenfassung

Es gibt viele gute Gründe, auf ein Headless-Front-End umzusteigen oder sogar weiter in Richtung Micro-Experiences zu gehen. Gleichzeitig ist es auch verständlich, dass dies für einige Kund:innen mit leistungsstarken, gut funktionierenden klassischen (headful) Lösungen nicht unbedingt erforderlich ist – warum ein erfolgreiches Team verändern?

Dieser Leitfaden soll Sie auf Ihrem Weg unterstützen, sei es bei der Entscheidung, ob eine Umstellung sinnvoll oder möglich ist, oder um Sie durch den tatsächlichen Prozess zu führen. Planung und Vorbereitung sind entscheidende Erfolgsfaktoren, neben dem Verständnis der eigenen Ziele und der Beweggründe für den Wandel.

Der Wechsel zu einer Headless-Architektur kann die Flexibilität und Skalierbarkeit Ihrer Website erheblich steigern, was nicht nur eine Frage des Komforts oder der Management-Fähigkeiten ist, sondern auch positive Auswirkungen auf SEO und den ROI Ihrer Plattform hat. Indem Sie diesen Schritten folgen, können Sie eine reibungslose und erfolgreiche Migration sicherstellen.

Es ist jedoch auch wahr, dass dieser Prozess zeitaufwändig ist und die erforderlichen Anstrengungen nicht unterschätzt werden sollten. Ein Hybrid-CMS, wie das CoreMedia Content Cloud, das sowohl traditionelle (headful) als auch headless Bereitstellungen parallel unterstützt, bietet einen erheblichen Vorteil. So profitieren Sie von einer stabilen redaktionellen Oberfläche und einem robusten Backend, während Sie sich auf das neue Front-End und das Backend-for-Frontend (BFF) konzentrieren können.

Nutzen Sie die Gelegenheit, unnötigen Code und Inhalte zu bereinigen und gleichzeitig die Infrastruktur für Tests und Dokumentation zu verbessern, um langfristige Vorteile zu erzielen. Beispiel-Blueprints wie CoreMedia’s Spark Front-End bieten Ihnen einen entscheidenden Vorteil beim Aufbau des BFF und spezifischer Funktionalitäten, die Ihr Front-End dynamisch machen – ein oft unterschätztes Merkmal der gewöhnlich sehr statischen und fest kodierten Front-End-Lösungen. Diese sind zwar zu Beginn preiswert, können jedoch aufgrund ihrer Unflexibilität und der schwer wartbaren Codebasis langfristig hohe Kosten verursachen. Oft werden diese Front-End-Lösungen für den „Happy Case“ entwickelt und berücksichtigen keine gewünschten Erweiterungen oder Randfälle.

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Ulrike Heidler